Vision Marienplatz: Ein lebendiger Sport- und Kulturcampus in der Chemnitzer Innenstadt

Es geht voran in Chemnitz: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze haben eine Absichtserklärung zur „städtebaulichen Entwicklung der Chemnitzer Innenstadt“ unterzeichnet. Im Mittelpunkt steht das Areal zwischen der Brückenstraße und der Käthe-Kollwitz-Straße, auf dem ein Sport- und Kulturcampus entstehen soll. Schon seit mehreren Jahren wird darüber diskutiert, was mit dem „städtebaulichen Niemandsland“ hinter dem SIB-Behördenkomplex („Parteifalte“) und den Kunstsammlungen geschehen soll. Jetzt haben die Planungen eine klarere Richtung bekommen, da das Projekt viel mehr als nur die Heimstätte der Niners darstellen soll.

Schon länger bestand der Wunsch der Niners Chemnitz, in der Innenstadt eine neue, moderne Spielstätte zu errichten, die den Anforderungen der Basketball-Bundesliga gerecht wird. Doch der Campus auf dem Marienplatz (so benannt vom LOV-Ausrichter Baukultur für Chemnitz e. V.) soll weit mehr bieten als eine reine Sportstätte: Es geht darum, einen Nutzungsmix zu schaffen, der das ganze Jahr über verschiedene Aktivitäten ermöglicht und Menschen in die Innenstadt zieht.

Linda Hüttner, Architektin und stellvertretende Vorsitzende des Vereins Baukultur für Chemnitz e.V., betont: „Es ist wichtig zu verstehen, dass das Projekt von Anfang an als Nutzungsmix gedacht war. Die Idee einer Sportstätte für die Niners ist nur ein Baustein – die Vision eines Sport- und Kulturcampus schließt weitreichendere Möglichkeiten ein, die das ganze Jahr über Menschen in die Innenstadt ziehen sollen. Hier gibt es keine zwei Fronten, sondern eine gemeinsame Anstrengung, das Areal sinnvoll und nachhaltig zu nutzen.“

Auch Lotte Claudia Fischer, Vereinsvorsitzende vom LOV-Ausrichter Baukultur für Chemnitz e. V. und Leiterin des Arbeitskreises „Chemnitz – Kulturhauptstadt 2025“ der Architektenkammer Sachsen, unterstützt diese Sichtweise: „Wir begrüßen es sehr, dass der Platz in den Fokus der städtebaulichen Weiterentwicklung gerückt ist. Es ist wichtig, in der Bebauung des Marienplatzes mehr als nur eine Sportstätte zu verstehen. Vielmehr kann hier ein lebendiger Campus entstehen, der verschiedenste Aktivitäten und Veranstaltungen über das ganze Jahr hinweg ermöglicht.“

Fotos (c) Kai Schmidt

Bilbao-Effekt für Chemnitz

„Unser Ziel ist es, den Marienplatz zu einem Ort der Begegnung für alle Generationen zu machen und damit einen wichtigen Beitrag zur Belebung des Stadtzentrums zu leisten“, so Fischer weiter. „Mit einer außergewöhnlichen, architektonisch herausragenden Bebauung könnten wir zudem noch mehr Strahlkraft weit über die Grenzen von Chemnitz hinaus erreichen. Dass so etwas möglich ist, zeigt der Bilbao-Effekt des gleichnamigen, nordspanischen Ortes. Der spektakuläre Bau des dortigen Guggenheim-Museums hat gezeigt, wie visionäre Architektur Städte transformieren und tausende Menschen anziehen kann. Genau das wünschen wir uns auch für Chemnitz.“

Das Areal, das unter anderem als Heimstätte der Niners genutzt werden könnte, muss auch andere Veranstaltungen und Nutzungsmöglichkeiten umfassen, um sich wirtschaftlich zu tragen. Es ist klar, dass ein Nutzungskonzept entwickelt werden muss, dass nicht nur Sportevents, sondern auch Kultur, Kunst, Konzerte und weitere Veranstaltungen ermöglicht.

Historische Bedeutung des Marienplatzes

Die Geschichte des Marienplatzes in Chemnitz ist eng verbunden mit den visionären Plänen von Baumeister Möbius, der einst die Marienstraße und die Verbindung zur Aktienspinnerei konzipierte. Diese historische Achse geriet im Laufe der Jahre beinahe in Vergessenheit, doch durch verschiedene Initiativen wurde sie wieder in den Fokus gerückt. Der Marienplatz, mit seinen über 27.000 Quadratmetern, bietet ein gigantisches Potenzial für die Stadt, dass es zu nutzen gilt.

LOV 2023 und die Renaissance des Marienplatzes

Im Mai 2022 kamen erstmals Planer:innen im Rahmen eines Innenstadtforums zusammen, um über die Zukunft dieses bedeutenden Stadtteils zu diskutieren. Der Höhepunkt dieser Bemühungen war das visionäre Lichtkunstfestival Light our Vision (LOV) im Herbst 2023, welches den Marienplatz erneut ins Rampenlicht rückte. „Die Vision, die einst von Möbius ins Leben gerufen wurde, hat sich über die Jahrzehnte hinweg als resilient erwiesen, und es wird nun intensiv daran gearbeitet, die städtebaulichen Zusammenhänge zu erneuern und zu stärken“, erklärt Fischer.

Ein besonderer Fokus liegt auf der Aktivierung des Marienplatzes als kulturelles und soziales Zentrum. Das Potenzial dieser Fläche erfordert eine ganzheitliche und mutige Herangehensweise, die weit über traditionelle Nutzungskonzepte hinausgeht. In diesem Zusammenhang wird ein Europäischer Studierendenwettbewerb im Rahmen von Chemnitz 2025 ausgelobt, dessen Ergebnisse im Sommersemester 2025 präsentiert werden. Auch beim kommenden Lichtkunstfestival LOV 3.0 haben Studierende die Möglichkeit, mit innovativen Ideen und Konzepten den Marienplatz weiterzuentwickeln und mitzugestalten.

Mehr dazu: https://www.aksachsen.org/baukultur/chemnitz-kulturhauptstadt-europas-2025/

Gemeinsam Chemnitz gestalten

Alle Bürger:innen und Interessierte sind herzlich eingeladen, sich an der Diskussion mit Ideen zu beteiligen und die Entwicklung des Marienplatzes aktiv mitzugestalten. Durch den Dialog und das Engagement können wir das volle Potenzial unserer Stadt ausschöpfen und eine lebendige, zukunftsorientierte Innenstadt schaffen.